Diskussion:Burggasse 15

From Baugeschichte

Große Augen für Grazer City 20.11.2015 | 01:49 | Von Michael Loibner (Die Presse) Hausgeschichte. Gespalten wie einst beim Kunsthaus steht so mancher Grazer jenem Gebäude von Zaha Hadid gegenüber, das seit Kurzem an der Stelle des früheren Kommod-Hauses wächst. Die Diskussionen um den Bauplatz Ecke Einspinnergasse/Burggasse mitten in Graz kreisen im Wesentlichen um zwei Fragen. Die erste: Wie konnte es geschehen, dass eine Behörde – in diesem Fall die Grazer Stadtverwaltung – die Beseitigung des unter Denkmalschutz stehenden und als erstes Grazer Opernhaus historischen Wert besitzenden Kommod-Hauses inmitten des Weltkulturerbes „Grazer Altstadt“ anordnete – und das 2003, als Graz Kulturhauptstadt Europas war? Die zweite: Wie fügt sich die architektonische Inszenierung Zaha Hadids in die gründerzeitlichen Häuserzeilen der Umgebung? Für viele Grazer sind diese Fragen auch emotional aufgeladen, weil sie persönliche Erlebnisse mit dem ursprünglichen Haus verknüpfen – waren die dort etablierten Lokale doch über Generationen Treffpunkt von Studierenden, Künstlern, Intellektuellen und all jenen, die Unterhaltung suchten. Im Kommod, das dem Haus den Namen gab, konnte man seit den 1980ern studentisches Ambiente genießen, davor (ab 1970) war das Victorian Steakhouse Hotspot der lokalen Musikerszene. Und im Keller sorgten das Downstairs bzw. Triangel für Tanzvergnügen. Der Name eines weiteren Vorgängerlokals, Zum alten Stadttheater, erinnerte an die Ursprünge des Standorts: Ab 1736 gaben hier, im Osttrakt ehemaliger Lipizzaner-Stallungen Erzherzog Karls II., Schauspieler und Sänger den Ton an. Das erste Grazer Opernhaus, zunächst bespielt durch eine italienische Truppe, stand bis zur Fertigstellung des nunmehrigen Schauspielhauses 1776 als Musik-theater in Verwendung. „Beim Umbau in ein Wohnhaus 1813 ließ man Teile der ursprünglichen Bau-sub¬stanz des Zuschauerraums bestehen und integrierte sie in die neue Fassade“, weiß der Grazer Bauhistoriker Peter LAUKHARDT. In Erd- und Tiefgeschoß zogen dann schon bald die Lokale ein. Zeitgenössische Antwort 2003 wurde das Kommod-Haus – Lipizzanern, Opernassoziationen, Denkmalschutz, Weltkulturerbe und Tausender Unterschriften zum Trotz – wegen Einsturzgefahr auf behördliche Anweisung abgerissen – und so der Grundstein für den Zaha-Hadid-Komplex Argos gelegt. Dadurch ergab sich, nach mehrjähriger, durch einen Rechtsstreit bedingter Untätigkeit, nunmehr die Chance, in der Baulücke neue architektonische Akzente zu setzen und eine „zeitgenössische Antwort auf die gründerzeitlichen Nachbarhäuser“ zu geben (so die Jury des Architekturwettbewerbs). Das Nachfolgegebäude trägt die typische Handschrift der britisch-irakischen Stararchitektin: groß dimensionierte, aus der Fassade ragende Fensterelemente. Es soll als Boarding House mit 20 exklusiven Mietapartments für betuchte Langzeitgäste genutzt werden. Und dürfte zumindest so viel abwerfen, dass sich die Errichtungsinvestitionen, über die Geschäftsführer Dieter Johs vom Entwickler Wegraz nur verrät, dass sie „mehrere Millionen“ betragen, lohnen. Ein Wellnessbereich für die Bewohner ist fix geplant, Zusatzservices wie Catering sind optional. Das Erdgeschoß soll Geschäften und Büros, das Untergeschoß einem Veranstaltungszentrum vorbehalten bleiben: Ein urbaner Mix löst kommode Gastlichkeit ab. Die historische Eleganz der angrenzenden Häuser wird durch die sie überragende Konstruktion, deren fünf Obergeschoße umfassende Fassade aus glänzenden Materialien bestehen soll, je nach Sicht¬weise entweder kontrapunktisch durchbrochen und damit erst in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt – oder gestört. Das Werk polarisierte seit dem ersten Entwurf in der Szene: Während etwa Eilfried Huth, ein Exponent der Grazer Schule, den Bau einst als „Strudelauflauf mit Fettaugen“ bezeichnete, sieht Manfred Grabner vom Institut für Städtebau der Technischen Universität Provokation als eine der Aufgaben moderner Architektur an. Die Grazer Altstadtsachverständigenkommission hat jedenfalls nach einigen Adaptierungen ihr Okay gegeben. Ob die Ästhetik des Neubaus in das vergleichsweise kleine Areal im Dreieck von Oper, Dom und Stadtpark passt, wird sich weisen. Vor 15 Jahren, ja da hätte man sich, um darüber zu debattieren, wahrscheinlich ins Kommod gesetzt . . .

Wie steht die ASVK zum aktuellen Aussehen? Heftige Diskussionen in social media haben uns zu einer Anfrage bei der ASVK veranlasst. Wie man uns nun mitgeteilt hat, wird der Bau ständig kritisch begleitet, um ein Erscheinungsbild sicherzustellen, das dem von der ASVK 2005 positiv beurteilten Wettbewerbsprojekt entspricht. Laukhardt (Diskussion) 18:54, 24. Mai 2018 (CEST)

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