Floßlendstraße 9

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47° 5' 3.31" N, 15° 25' 26.32" E


Ehem. Dampfwäscherei und Schleifmühle

Der hier verlaufende Schleifbach führte auch den Namen Erlenbach (siehe die von der Augasse abzweigende Erlengasse), wurde aber auch "Mühlbach" genannt. Knapp oberhalb der hier seit 1926 nachweisbaren Dampfwäscherei "Helios", deren Schlot beim Bau des Lebensmittelmarktes erfreulicherweise erhalten blieb, ist auf dem "Plan der k. k. Provinzial-Hauptstadt GRATZ" von ca. 1865 noch ein mühlenartiges Bauwerk zu erkennen, das die Konskriptions-Nummer 116/1 trägt. Das Häuserbuch von Pirchegger (ca. 1927) verweist unter der Nr. 116 auf das gegenüber liegende Haus Floßlendstraße Nr. 87: Gehörte früher zu Dorngasse 1. 1785 Witwe Amering, 1798 W. Spatz, 1801 J. Schindlmayr, 1838 Fleischhacker, 1853 S. Eder, 1870 A. Müller, 1900 E. Hopfer, 1936 J. Brucker. Wenn auch hier zwar von einem Besitzer Müller, aber nicht von einer Mühle die Rede ist, so kann doch davon ausgegangen werden, dass im angegebene Haus die Inhaber der Mühle wohnten. Doch das sind zunächst Annahmen, die nach aufwendigen Recherchen demnächst korrigiert werden.

Das hier wiedergegebene Ölbild aus dem ersten Viertel des 20. Jhs zeigt jedenfalls deutlich, dass die Dampfwäscherei Energie über ein Wasserrad aus dem Schleifbach bezog. Das weiter oberhalb liegende Bauwerk, leider sind die Aufschriften nicht zu erkennen, ist ebenfalls beiderseits des Wasserlaufs errichtet: hier könnte sich die gesuchte Schleifmühle befunden haben.

Nun bemühen wir die Riedkarte des Franziszeischen Katasters und gehen in Gedanken in die damalige "Flohgasse", seit 1813 nach dem Flohwirt so benannt, der sich bei der Mur befand (heute Zeillergasse 69, Durchfahrt der Bienengasse). Wir erkennen ein Wehr und zwei Mühlräder beiderseits des Wasserlaufs. Interessant am Planausschnitt links oben die Kreuzsäule bei der heutigen Grimmgasse, daneben eine Art Wehr und das hier abzweigende kleine Feuerbachl. Jetzt müsste man nur noch das Bauparzellen-Protokoll von 1829 oder das Grundbuch der damaligen Herrschaft Leuzenhof bemühen, dann wäre auch der Name des Mühlherrn auf Nr. 146 zu eruieren: und das gelingt tatsächlich.

Das Bauparzellen-Protokoll des Viertels Calvarienberg von 1829 zeigt unter den Nummern 116 und 117 den Besitzer "Burgleitner's Erben und die Gebäudeart wird mit "Schleifmühle" und - auf der rechten Seite des Wasserlaufs "Lohstampf". Wer war nun dieser Burgleitner? Wir finden ihn im selben Protokoll auch unter Neubaugasse, Haus Nr. 40, das ist die Anfang 2017 abgerissene ehem. Lederfabrik Bieber. Beide Betriebe sind auch planmäßig in der Indikationsskizze mit den Hausnummern Calvariengasse 36 bzw. Neubaugasse 40 vermerkt. Joseph Burgleitner wird als Lederermeister in Gratz bezeichnet.

Übrigens: einer der Burgfriedsteine des Jahres 1673 müsste sich hier befunden haben - vielleicht ist er im Schleifbach entsorgt worden? Einige Steintrümmer im trockenen Mühlgangbett könnten darauf hinweisen. Die Klärung ergab eine Befragung: der Stein war bis vor ca. 1950 vor dem Haus Zeillergasse 75 gestanden.

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