Jakominiplatz

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47° 4' 2.08" N, 15° 26' 33.19" E


Jakominiplatz

Die Grazer Ansicht von Vandesype (um 1635) zeigt vor dem Eisernen Tor noch eine kleine Vorstadt, die jedoch ab 1663 einer Erweiterung des Festungsvorgeländes (Glacis) bis zum Grazbach weichen musste. Nach Aufhebung der Festungswerke durch Kaiser Joseph II. 1782 wurde das Areal vor dem Eisernen Tor zur Verbauung freigegeben. Der in St. Daniel bei Görz 1726 geborene und als Postmeister von Cilli durch Handelsgeschick zu großem Vermögen gekommene Kaspar Andreas Jakomini erwarb 1786 einen Teil der Fortifikations-Gründe und die "Klosterwiese" der Dominikanerinnen und ging daran, hier eine neue Vorstadt anzulegen. Die beiden nördlichen Häuserzeilen, die "Stadtgrabenhäuser" wurden ursprünglich durchgehend nur zweistöckig ausgeführt (weil sich Jakomini von seinem "Neuhof" den Blick auf den Schloßberg wahren wollte) und auf den Wall (Contreescarpe) gestellt, der den Stadtgraben nach Süden zu begrenzte. Die Schrägstellung ist durch zwei ehemals hier im Stadtgraben befindliche Ravelins, basteiartige Vorwerke, verursacht.

1796 setzte Jakomini die Übertragung der 1664 (nach der siegreichen Schlacht bei St. Gotthard) errichteten Mariensäule vom Karmeliterplatz auf den zuerst nach Kaiser Joseph II. benannten Platz durch; die 1928 auf den Platz Am Eisernen Tor übertragene Madonna blickte damals nach Osten. Der "Prospect" von 1796 zeigt schon die Stelle der noch heute bestehenden Standln, den "Tantler Platz", den "Grosen Barometer" beim heutigen Dorothem, das Gasthof "Stadt Triest" (ehem. Hotel Steirerhof) und gegenüber an der Ecke zur Schmiedgasse das Gegenstück "Stadt Venedig".

Schon die Stadterweiterung von 1856 brachte erste Vorschläge von Landesbaudirekto Martin Kink, den Platz völlig umzubauen, was auch 1925, 1956 und in den 1960er Jahren neuerlich diskutiert wurde. Inzwischen hat man aber erkannt, dass das Ensemble des Jakominihauses (Jakominiplatz 16) und der beiden den Jakominiplatz nach Nordwest und Nordost abschließenden Häuserzeilen von stadtgeschichtlicher Relevanz, weil hier Stadtentwicklung und Baustil vom Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts ablesbar sind.

Seit 1883 die erste Linie der Pferdetramway vom Bahnhof hierher führte, ist der Jakominiplatz zur Verkehrs-Drehscheibe geworden, dessen Neugestaltung 1995 nicht den Geschmack aller Grazer traf. Trotz der Standln und Imbißläden unter den Bäumchen an der Nordseite, ist der Jakomini-Platz der Grazer Platz mit dem höchsten Tempo. Der Schnellebigkeit unserer Tage ist es wohl auch zuzuschreiben, dass sich auch altangestammte Lokale, wie die "Traminer Weinstube" nicht halten können.

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